Neuroperformance stärkt die persönliche Wirkung und Resilienz und ist unabdingbar für nachhaltige Leadership, Teamerfolg und Produktivität. Sie ist die optimale Symbiose von rationalen und emotionalen Kompetenzen. Sie stärkt Verantwortliche, besser mit beruflichen Herausforderungen umzugehen und effiziente Wirksamkeit zu erzielen.

Leadership und psychische Belastungen

Schnelllebigkeit, Unvorhersehbarkeit und Informationsflut setzen das menschliche Gehirn unter hohe Belastung. Erfolgs- und Zeitdruck nähren latent Ängste, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein und zu versagen. Aber auch Perfektionismus, Pflichtbewusstsein und falsche Prioritäten bergen die Gefahr, sich zu verausgaben und Qualitätsansprüchen nicht mehr gerecht zu werden. Druck schürt unterschwellige Ängste und setzt eine Stressspirale in Gang, die auf persönlicher oder beruflicher Ebene zu hartnäckigen Konsequenzen führen kann.

Neurobiologische Folgen und ihre Wirkung auf die Führungsperformance

Unter den zitierten Einflussfaktoren und Rahmenbedingungen werden im menschlichen Gehirn hormonelle Reaktionen erzeugt, die den Organismus in Alarmbereitschaft versetzen. Das menschliche Gehirn fokussiert sich auf Gefahrenabwehr und setzt typische Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol frei. Denken, Auftreten und Verhalten bekommen eine stärker reaktive und impulsgeleitete Gewichtung. Dem können sich Betroffene kaum entziehen, da die besagten Vorgänge vornehmlich im Unterbewusstsein ablaufen. Stress-stimuliert vollziehen sich die körperlichen, kognitiven und emotionalen Vorgänge im unkontrollierten, latenten Alarmmodus. Die Folgen sind

  • Inzidenz-basiertes Entscheiden
    Wichtiges blockieren, Notfallentscheidungen treffen, nachhaltiges Handeln unterlaufen, kreative Zukunftsgestaltung verhindern
  • Affekt-gesteuerte Führung
    reaktives Verhalten, impulshafte Kommunikation, fehlendes Einfühlungsvermögen, mangelnde Achtsamkeit, auf Distanz gehen, der Hektik freien Lauf lassen
  • Schutzverhalten
    Vermeidung von Entscheidungen und Umsetzungen, Ausweichen vor Konflikten, Aufschieberitis, Ausleben von direktivem, unpersönlichem Verhalten
  • Intransparenz
    Einbehalten von Informationen, unklare Kommunikation von Zielen, Erwartungen und Regeln, Demotivieren und Frustrieren von Mitarbeiter*innen

Die Konsequenzen sind am Ende für die eigene Person und fürs Unternehmen selbstzerstörerisch, weil sie überwiegend auf Defiziten eigenen Verhaltens beruhen. Wir kommen nicht darum herum, der Balance zwischen linker logischer und rechter empathischer Hirnhälfte und den Stressoren im Unterbewusstsein mehr Beachtung zu schenken. Die Ausgewogenheit zwischen rationaler und emotionaler Intelligenz ist der Schlüssel für Resilienz und nachhaltigen Erfolg.

Was Sie mental tun können

  1. Zeitmanagement
    Analysieren Sie Ihren Tages- und Wochenablauf. Es geht nicht um den Terminkalender an sich, sondern um die Überprüfung und Korrektur von Dingen, von denen Sie täglich unter Druck gesetzt werden. Überprüfen Sie, welche Aufgaben und Tätigkeiten einen Beitrag zum wirklich Wichtigen leisten und welche Sie delegieren können. Entlasten Sie sich weitestgehend von Dringlichem und insbesondere von Unwichtigem. Treten Sie nicht in Falle „das mache ich jetzt lieber selbst“. Klare Priorisierung ist unabdingbar. Der Drang, alles selbst machen zu wollen, schmälert die Effizienz. Der Eigenmotivation und Wirksamkeit liefert es zudem noch einen Bärendienst.
  2. Rollenverständnis und Rollenleben
    Sorgen Sie für eine realistische Einschätzung zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung. Suchen Sie gegebenenfalls Feedback zu bekommen. Überprüfen Sie, welche Akzente Sie in ihrer jeweiligen Rolle setzen wollen. Im Beruf ist man nicht nur Vorgesetzter, sondern auch Kollege, Freund, Berater, Konkurrent oder Untergebener. Jede Rolle erfordert ihre eigenen Aktionen und Akzente, aber auch eine konsequente Abgrenzung. Überprüfen Sie objektiv Ihr Rollenleben. Verschaffen Sie sich Klarheit darüber, was Sie besser machen könnten. Klären Sie für sich die Frage, wie Sie die einzelnen Lebensrollen gestalten und erfüllen wollen und definieren Sie Aktivitäten und Verhaltensweisen, die Sie näher ans Ziel bringen.
  3. Intrinsische Stressoren und Antreiber
    Wir unterliegen unbewussten Antreibern, die durch spezifische und individuelle Stressfaktoren getriggert werden. Sie machen unbewusst ihren Einfluss geltend und steuern unser Auftreten und Verhalten. Es sind unbewusste Schutzreaktionen, mit dem wir unser Selbstwertgefühl und unsere Seele zu schützen versuchen. Sie geschehen unbewusst und affektiv und führen weg von logisch und emotional reflektiertem Denken und Entscheiden. Versuchen Sie, Ihre „dunklen Quertreiber“ zu erkennen und in den Griff zu bekommen. Hilfreich ist das ehrliche Wort von Freunden, konstruktives Feedback oder das Wahrnehmen subtiler Reaktionen von Mitmenschen. Sie sind gewissermaßen der Spiegel, der zeigt, wie Auftreten und Interaktion qualitativ zu beurteilen sind.
  4. Einstellungen, Haltungen und Vorurteile
    Persönliche Prägungen und Glaubenssätze bestimmen Auftreten und Verhalten. Jeder hat durch seine individuellen Erfahrungen und Erlebnisse eine eigne Wahrnehmung und Bewertung der Umwelt. Bisweilen kann es sich um recht festgefahrene Meinungen und Muster handeln. Seien Sie offen, ob eine andere Wahrnehmung und Einstellung für Ihr Auftreten und Ihre Interaktionen geeigneter sein könnten. Überprüfungen Sie Ihre Vorurteile und festgefahrenen Meinungen. Geben Sie alternativen Optionen und Sichtweisen eine Chance. Vielleicht lassen sich bessere Alternativen für die Bewältigung einer Situation oder Herausforderung ableiten.
  5. Entstressung, Aktivierung und Sich-selbst-fühlen
    Sie erringen Erfolge nicht durch Dauer-Power, sondern durch intelligente Balance zwischen Anforderung und Erholung. Horchen Sie in sich hinein, was Ihnen guttut und geben Sie dem zu gegebenem Zeitpunkt Raum. Stellen Sie sich in diesem Moment in den Mittelpunkt und nicht die  Erfüllung von Rollenbildern oder Erwartungen. Nutzen Sie Möglichkeiten der Selbstentwicklung und tun Sie, was Geist und Seele aufbaut. Kleinere Auszeiten oder Reflexionsphasen füllen Ihre mentalen Reserven auf und stärken Ihre Resilienz.

Was Sie führungstechnisch tun können

  1. Prioritäten, Arbeitsverteilung, Delegieren
    Setzen Sie klare Prioritäten für sich und Ihre Mitarbeiter*innen. Setzen Sie auf Vertrauen, Fordern und Fördern. Lassen Sie sie selbständig handeln und definieren Sie ihre Entscheidungsfreiheiten. Je weniger Mikromanagement Sie ausüben, desto mehr Freiraum haben Sie für sich und das wirklich Wichtige im Rahmen Ihrer Führungsaufgaben. Es entlastet Sie im Tagesgeschäft und gibt Ihnen mehr ungestörten Raum für strategisch bedeutsame Überlegungen und Entscheidungsprozesse.
  2. Mitarbeiterförderung und -entwicklung
    Investieren Sie in die Entwicklung Ihrer Mitarbeiter*innen. Je kompetenter sie sind, desto höher die Effizienz und Produktivität, die Motivation und Teamleistung. Starke Führungskräfte suchen starke Mitarbeiter, die ihren Erfolg als Vorgesetzte unterstützen. Es stützt Ihre Souveränität als verantwortliche Führungskraft, wenn Sie sich auf gute Mitarbeiter verlassen können. Es nimmt Ihnen den Druck, sich um alles und jedes selbst kümmern zu müssen.
  3. Hirngerecht führen, kommunizieren und motivieren
    Hirngerecht führen heißt, auf Mitmenschen typengerecht einzugehen und zu motivieren. Führen mit direktivem Druck verhindert dagegen den Blick auf die Potenziale und besonderen Talente von Mitarbeitern. Es schränkt deren Loyalität, Kreativität und Willigkeit ein, sich einzubringen in neue Ideen, in Fehleranalyse und -vermeidung oder auch in effizientes Arbeiten. Die Kenntnis individueller Motivatoren und ihre spezifische Ansprache stimulieren die Performance und Resilienz des Einzelnen und des gesamten Teams. Führen Sie mit rationaler und emotionaler Intelligenz. Sie werden neben den gemeinsamen Erfolgen auch als Führungsperson Ihre Positionierung und Souveränität stärken.
  4. Transparente Kommunikation von Zielen, Erwartungen und Aufgaben
    Mitarbeiter wollen in den ihnen gestellten Aufgaben einen Sinn sehen und diese bewältigen können. Kommunizieren Sie klar Ziele, Rahmenbedingungen und Erwartungen, ohne zu über- oder zu unterfordern. Stimulieren Sie den Mitgestaltungswillen und die Einsatzbereitschaft Ihrer Mitarbeiter. Transparente Kommunikation schafft ein Wir-Gefühl und Zusammenhalt. Mitarbeiter*innen sind umso motivierter, je mehr sie sich als Teil eines Teams fühlen und ein Klima vorfinden, in dem man sich unterstützt und in dem man mitgestalten darf.

Die Umsetzung neuro-mentaler und führungstechnischer Maßnahmen erhöht nachweislich die Produktivität und Effizienz des Teams und trägt zu einer resilienten und nachhaltigen Führungskultur bei. Die Position als Vorgesetzter bekommt dadurch einen stärkeren Akzent und schafft Freiraum für wesentliche und wichtige Führungsaufgaben.